Dienstag, 28. September 2010

Natascha Kampusch überlebt ein unfassbares Martyrium auf bewundernswerte Weise

Natascha Kampusch hat ein Martyrium überlebt, bei dem die meisten Menschen sicherlich zerbrochen wären. Beim Lesen ihres Buches schien es mir, als habe sie unbewusst die Work angewendet. Ich habe mal aus in ihrem Buch „3096 Tage“ verstreuten Stellen eine Work–Sitzung gezimmert, wie sie sie sich selbst gegeben haben könnte. 

Natascha Kampusch: Ich sollte Wolfgang Priklopil dafür hassen, was er mir antut.
*** Ist das wahr?
Natascha Kampusch: Die Gesellschaft denkt das. Jeder denkt das. Er hat mich entführt, er schlägt mich, erniedrigt mich, er lässt mich hungern, er lässt mich im Dunkeln eingesperrt liegen, er misshandelt mich auf jede denkbare Weise, er hat mir alles geraubt, er stiehlt mir meine Jugend. Die Gesellschaft denkt, es sei krank, den Täter NICHT zu hassen. Sie nennt diese Krankheit Stockholm–Syndrom.
*** Kann ich wirklich wissen, es wäre besser, ich würde ihn hassen?
Natascha Kampusch: Nein, wahrscheinlich würde ich nicht mehr leben, wenn ich ihn so hassen würde, wie er es eigentlich verdiente.
*** Was habe ich davon, wenn ich denke, ich sollte ihn hassen?
Natascha Kampusch: Wenn ich diesem Gedanken Raum gebe, kann ich nicht überleben. Er würde mich sofort töten, wenn ich nicht mehr mitspielte.
*** Wie wäre es, wenn ich nicht denken würde, ich sollte ihn hassen?
Natascha Kampusch: Ich verzeihe ihm. Durch das Verzeihen schiebe ich seine Taten von mir weg. Sie können mich nicht kleinmachen. Ich sehe bei all dem Martyrium die kleinen menschlichen Augenblicke. Ich sehe im Täter den Menschen mit einer sehr dunklen, aber auch mit einer etwas helleren Seite.
*** Wie fühlt sich das an?
Natascha Kampusch: Besser als der Hass. Diesem Verzeihen verdanke ich es, dass ich überlebe. Ich lerne dadurch, stark zu sein. Indem ich Priklopil als Mensch sehe, kann ich selbst Mensch bleiben.
*** Die Umkehrung?
Natascha Kampusch: Ich sollte Wolfgang Priklopil NICHT dafür hassen, was er mir antut.  Ich sollte Wolfgang Priklopil verzeihen. Diese Umkehrung, dieser „positive Zugang“ ist die Strategie meines Überlebens.

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Freitag, 17. September 2010

Erika Steinbach über den Polen Wladyslaw Bartoszewski

Originalzitate kursiv gedruckt.

Erika Steinbach: Wladyslaw Bartoszewski hat einen schlechten Charakter, ohne Wenn und Aber.
Moritz Boerner: Ist das wahr?
ES: Ja.
MB: Können Sie es wirklich wissen?
ES: Ja. Dahinter stehen persönliche Erfahrungen über zwölf Jahre.
MB: Was haben Sie davon, dass Sie denken, Bartoszewski habe einen schlechten Charakter?
ES: Ich bin traurig und verletzt.
MB: Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie nichts über Bartoszewski denken würden?
ES: In diesem Punkt ginge es mir besser. Leider gibt es da noch vieles Andere ...
MB: Man kann jeden einzelnen Gedanken mit den Fragen von The Work untersuchen. - Die Umkehrung?
ES: Ich habe einen schlechten Charakter?
MB: Das können Sie jedenfalls am besten wissen. Unsere Mitmenschen zeigen uns, wer wir sind.

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Montag, 13. September 2010

Alice Schwarzer: Die Exfreundin von Herrn Kachelmann hat sich in einem Glaubwürdigkeitsgutachten über 128 Seiten ausgezogen und ihr ganzes Leben erzählt.

Hier eine weitere fiktive Work mit der als Journalistin beim Kachelmann-Prozess auftretenden Alice Schwarzer. Ihre (gekürzte) wörtliche Aussage in kursiver Schrift.

Alice Schwarzer: Die Exfreundin hat sich in einem Glaubwürdigkeitsgutachten über 128 Seiten ausgezogen und ihr ganzes Leben erzählt und Herr Kachelmann hat nur einmal vor vielen Monaten bei der Polizei ausgesagt und sich seitdem in Schweigen gehüllt.


Moritz Boerner: Sie hat sich ausgezogen? Ist das wahr?


AS: Ja, sie hat ihr ganzes Leben ausgebreitet.


MB: Auf 128 Seiten? Ist das wirklich wahr? Ich sehe nur ein paar schwarze Pünktchen auf weißem Papier. Aber Sie wollen ja eigentlich darauf hinaus, dass Kachelmann auch eine längere Aussage machen sollte. Das impliziert ja, dass er auch etwas auszusagen hat. Aber bleiben wir bei Ihrem Satz, die Frau hat sich ausgezogen und ihr ganzes Leben erzählt. Können Sie es wirklich wissen?


AS: Ja, man hat es mir glaubhaft versichert.


MB: Aber können Sie es wirklich 100%ig wissen?


AS.: JA!


MB: Haben Sie die Aussage gesehen? Gelesen? Können Sie sicher sein, dass sie die Wahrheit gesagt hat?


AS: Nein, natürlich nicht.


MB: Was haben Sie davon, dass Sie denken, die Frau hat sich ausgezogen und ihr ganzes Leben ausgebreitet?


AS: Mitleid mit ihr. Das muss schrecklich für sie gewesen sein. Ich leide mit ihr.


MB: Wie behandeln Sie Herrn Kachelmann – in Gedanken?


AS: Das kann man sich ja denken.


MB: Wie fühlt sich das alles an?


AS: Sie kennen meine Haltung zu solchen Dingen.


MB: Wer wären Sie, wenn Sie gar nichts denken würden?


AS: Dann wäre ich nicht Alice Schwarzer. Alice Schwarzer denkt immer. Alice Schwarzer lebt davon, dass sie denkt.


MB: Ich meine ja nur, wer wären Sie wenn Sie in dieser Angelegenheit nichts denken, sondern nur die Fakten registrieren würden?


AS: Das versuche ich ja. Ich bin ja schließlich Journalistin.


MB: Wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihnen das 100%ig gelingen würde.


AS: Das wäre gut.


MB: Die Umkehrung: Ich habe mich über 128 Seiten ausgezogen und über Herrn Kachelmann habe ich lediglich eine Aussage gemacht?


AS: Mhm. Interessant.

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Mittwoch, 8. September 2010

Schreibt Sarrazin menschenverachtend?

Hier die erste fiktive Work mit Ex-Bischöfin Margot Käßmann. Was sie in einem Interview wörtlich gesagt hat, habe ich kursiv gedruckt.

Käßmann: Die Äußerungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin zur Integration von Muslimen in Deutschland sind menschenverachtend.


Boerner: Ist das wahr?

Käßmann: Ich empfinde es so.

Boerner: Aber ist es auch WAHR?
Käßmann: Ich denke schon.

Boerner: Können Sie es wirklich wissen?

Käßmann: Ich denke, alle ethisch Denkenden empfinden so.

Boerner: Was haben Sie davon, dass sie denken, Sarrazins Äußerungen seien menschenverachtend?

Käßmann: Gerade in Deutschland haben wir die Erfahrung gemacht, wenn Bevölkerungsgruppen derart diffamiert werden, was das bedeuten kann an Ausgrenzung, an Menschenverachtung bis hin zur Auslöschung von Menschenleben. Ich befürchte, dass das Buch einen Trend einleitet, der in eine solche Richtung gehen könnte.

Boerner: Wie fühlt sich das an?


Käßmann: Das löst Angst und schlimme Befürchtungen aus.

Boerner: Wie behandeln Sie Herrn Sarrazin in Gedanken?

Käßmann: Nicht gut. Ich möchte ihm den Mund verbieten. Oder ihn bekehren.

Boerner: Wie fühlt sich das an?

Käßmann: Anstrengend und hoffnungslos.

Boerner: Menschenverachtend gegenüber Herrn Sarrazin?

Wie behandeln Sie die Menschen, von denen Sie glauben, Sarrazin verachte sie?

Käßmann: Die tun mir leid. Ich denke, man muss sie schützen.

Boerner: Weil sie dazu selber nicht fähig sind?

Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie nicht denken würden, Sarrazins Buch sei menschenverachtend?

Käßmann: Dann wäre ich ignorant, oder?

Boerner: Sie wären ignorant – ist das wahr? – Wenn das wahr wäre, würde das doch bedeuten, dass alle, die das Buch gelesen haben und nicht finden, es sei menschenverachtend, Ignoranten wären. Wie fühlt sich diese ganze Haltung an?

Aber ich will versuchen, meine Frage mal anders zu stellen: Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie mit der Haltung eines Jesus Christus an diese Sache herangingen?

Käßmann: (Lacht) Ich bin doch nicht Jesus – das weiß man ja nun …

Boerner: Sicherlich. Obwohl ich glaube, Jesus hat auch mal gerne ein Gläschen getrunken. Aber im Ernst, ich sage ja nicht, Sie sollen SEIN, wie Jesus, sondern ich frage Sie, wie es wäre, wenn Sie mit SEINER Haltung an diese Sache gingen?

Käßmann: Ich könnte Sarrazin sicher vergeben und würde mich vielleicht mehr den wirklich drängenden Problemen der Integration zuwenden.

Boerner: Wie fühlt sich das an?

Käßmann: (lacht) Gut. Befreiend.

Boerner: Und was wäre die Umkehrung?

Käßmann: Die Äußerungen von Sarrazin zur Integration von Muslimen in Deutschland sind NICHT menschenverachtend?

Boerner: Könnte doch sein, oder? Warum überlassen Sie nicht den Muslimen das Urteil? Und viele sind ja auch der Meinung, diese Umkehrung sei wahrer als Ihre ursprüngliche Aussage. –
Es gibt noch eine Umkehrung!

Käßmann: MEINE Äußerungen über die Aussagen von Sarrazin sind menschenverachtend?

Boerner: Ist das nicht auch wahr?
Darüber können Sie sich ja mal Gedanken machen. Ich finde, man verachtet sich schon selber ein wenig, wenn man etwas menschenverachtend findet. Warum? Schon allein deshalb, weil es sich nicht gut anfühlt. Man kann ja trotzdem etwas tun, helfen, aufklären, Gespräche führen.

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